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Thema: Interimsdegen für Kürassieroffiziere, französische Form (https://deutsches-waffenforum.de/topic.php?id=10319)


Geschrieben von: Eisenhauer am: 15.05.25, 23:24:17
Ich möchte diesen Degen einmal mit einem großen Fragezeichen unter dem
Begriff "Preußen" einpflegen, denn "preußisch" ist das das Modell schon,
aber ist er es wirklich?

Hier die Fakten:

Gesamtlänge in Scheide = 970 mm
Klingenlänge = 800 mm
Breite 24 mm
lange Fehlschärfe mit 80 mm

Unvorschriftsmäßige Dachkantklinge mit Rokaliendekor, erhaben geätzt.
Am Ansatz der Fehlschärfe ein Rundstempel eines Herstellers (s. Foto).
Ich meine, diesen schon einmal gesehen zu haben, weiß es aber nicht sicher.
Im unteren Drittel der Klinge ziehen sich zwei schmale Hohlbahen mit
jewels 350 mm lange, parallel verlaufend in Richtung des Griffstücks.
Inneres Griffstück als Klappgefäß eingerichtet.

Auch von Interesse: Die Abschlußschraube zeigt als Petschaft eine Adelsgravur (s. Foto).
Ein sichtender Händler meinte, diese nach Mecklenburg verordnen zu können.
Meinen ist aber nicht Wissen. Eine Anfrage über "HEROLD" läuft aktuell noch.
Vielleicht fällt Euch etwas zu diesem Stück ein.


Geschrieben von: fritz1888 am: 16.05.25, 07:10:44
Wenn mich die Bilder nicht täuschen, ist es ein Gefäß französischer Form, oder?
Hersteller ist Hermann Otto Schmidt in Solingen.
Zum Glück sind ja alle Siebmacher-Bände digitalisiert und da über dem
Wappen ein Fürstenhut sitzt, würde ich evtl. dort, also bei den Fürstenhäusern,
anfangen. Man könnte auch versuchen, über das Wappen selbst
(rot mit doppeltem / zweifachem Zinnenbalken) clever zu Googeln.
Das mittelalterliche Wappen der Grafen von Berg sah zum Beispiel
so aus, aber der Fürstenhut passt dann nicht mehr.

Also hier kann man noch schön recherchieren - viel Erfolg!


Geschrieben von: Eisenhauer am: 16.05.25, 20:29:16
Zitat von fritz1888:
Wenn mich die Bilder nicht täuschen, ist es ein Gefäß französischer Form, oder?


Nein, es ist nicht die französische Form, sondern die Russische.
Bei der Maierzeichnung handelt es sich um eine frühe Form.
Später wurden die längs der Griffbügels verlaufenden Enden des
Stichblatts immer kürzer und sanken dabei nach unten ab.
Allerdings finde ich keinen Hinweis auf die vordere Verlängerung
des Parierstücks unterhalb des nach oben gebogenen Griffbügels.
Ich ordne den Degen so um 1900 ein. Über den aufgeschlüsselten Hersteller
werde ich einmal in der Museumsbibliothek des Klingenmuseums recherchieren.
Hier, auch nicht auf Google, ist über diese Firma etwas in Erfahrung zu bringen bzw. bekannt.
Habe mich mit dem Siebmacher einmal beschäftigt - bisher leider auch ohne Ergebnis.


Geschrieben von: fritz1888 am: 16.05.25, 21:07:57
Also, jetzt hätte ich gerne bessere Bilder von Deinem Degen bitte.
Hier ist zuerst ein Degen russischer Form und als zweites ein Degen französischer Form.
Das dritte Bild ist Dein Degen.


Geschrieben von: Eisenhauer am: 16.05.25, 21:40:18
Braust Du nicht, weil ich falsch lag. Im Maier bin ich eigenständig auf
den Sedlitzdegen gestoßen und siehe: Die Nachfolgemodelle wurden
als "französische Form" betitelt. Hier findet sich auch die Verlängerung
unterhalb des Griffbügels. Allerdings weist auch hier wieder der
Eickhorndruck eine Rückenklinge mit beidseitigem Hohlzug auf.

Offiziere hatten als Selbsteinkleider zwar die Entscheidungsgewalt,
aber ob diese soweit ging, die Klinge völlig aus der Norm montieren zu
lassen, ist mir etwas unklar. Hingegen, wurden diese Art Blankwaffen
eigentlich nur zur Parade, dem Kaserneninnendienst und ähnliche
Gelegenheiten angelegt.

Da war die Klingenmontierung eigentlich nebensächlich. verwirt


Geschrieben von: fritz1888 am: 16.05.25, 21:54:33
Phuhh!!!
Danke, ich wollte morgen schon einen Termin bei Fielmann machen.
Tatsächlich bin ich aber noch einmal an den Bücherschrank und siehe da,
es gibt ein zeitgenössisches Werk, das einen Fehler aufweist: Kickel/Lange
"Das Deutsche Reichsheer in seiner neusten Bekleidung und Ausrüstung" ist
bei der Nummerierung ein Fehler unterlaufen, bzw. wurden die Nummern vertauscht.
Ich nehme mir die Freiheit und berichtige die Überschrift des Beitrags.